Für Bernhard Albrecht – einem Arzt und Journalist

Für Bernhard Albrecht

Lieber Bernhard Albrecht,

ich kann mich noch gut an Deinen Artikel „Bekenntnisse eines Zahnarzt-Hoppers“ erinnern.

Diesen hast Du geschrieben, als ich noch studiert hatte. Ich fand diesen Artikel sogar ganz gut.

Ich möchte Dir zwei Tipps geben, so von Kollege zu Kollege, wie ich als Patient einen Zahnarzt auswählen würde:

  1. Lupenbrille
  2. Kofferdam

Das erste Schlagwort ist etwas, was jeder Patient schon bei der Erstuntersuchung feststellen kann. Benutzt der Zahnarzt eine Lupenbrille? Also eine Brille, auf die etwas aufgeklebt ist und idealerweise sogar eine extra Lichtquelle hat? Dann kann schon eine bessere Diagnose durch den Zahnarzt erfolgen. Zahnmedizin ist Präzisionsarbeit, da braucht man eine Vergrößerung. Ob diese jetzt 2,0; 2,8; 4,0 oder 10,0 beträgt ist hier erstmal nebensächlich. Aber als Neurologe hast du bestimmt schon Hirn-OPs gesehen und, soweit ich weiß, ist dort Arbeit mit Lupenbrille oder Mikroskop Standard.

Mit dem zweiten Wort Kofferdam kannst Du bestimmt erst einmal nichts anfangen. Warum auch, denn es ist etwas, was es nur in der Zahnmedizin gibt und dort jeder kennt. Da es in Bochum, wo du vermutlich Medizin studiert hast auch keine zahnmedizinische Fakultät gibt, konntest Du in Deinem Studium auch durch zahnmedizinische Kommilitonen keinen Einblick in diese Welt bekommen. Schade eigentlich.

Vielleicht hast Du jetzt auch schon das Wort Kofferdam gegoogelt und warst auf der Wikipedia Seite dazu. Was dort nicht steht, ist, das Kofferdam nichts Neues ist. Er ist 150 Jahre alt und kommt aus einer Zeit als Zahnärzte ihre Amalgamfüllungen nicht in einem Speichelsee durchführen wollten. Es war zu einer Zeit als die Speichelabsaugung noch nicht erfunden war.

100% aller Zahnärzte in Deutschland und wahrscheinlich auch alle Zähnärzte der Welt kennen Kofferdam. In Deutschland nutzen ihn maximal 10 %. Die Gründe sind ungefähr die gleichen, wie bei der Verhütung mit Kondomen. „Dauert zu lange“, „Kann nicht gleich loslegen“, „Patienten wollen es nicht“, „Braucht man nicht“

Lieber Bernhard Albrecht, befrage doch mal den Zahnarzt Deines Vertrauens zum Thema Kofferdam. Du kannst auch, falls Du in einer neuen Praxis bist, auch einfach an der Rezeption die „K-Frage“ stellen. Wenn Du dann nur mit großen Augen angeschaut wirst, kannst du nach meiner Meinung die Praxis gleich wieder verlassen.

Also Bernhard Albrecht, sehr viele Zahnärzte mögen Dich für Deinen letzten Artikel „Die Tricks der Zahnärzte“ nicht. Mir ist der Artikel inklusive deiner „Zehn Tipps für den nächsten Zahnarztbesuch“ auch stellenweise zu einfach formuliert.

Auf jeden Fall fehlt Tipp Nummer 11: Auf Kofferdam und Lupenbrille achten!

Fazit

Am liebsten wäre mir es, wenn man in der Zahnmedizin Geld für Zähne bekommen würde, die gesund sind und nicht effektiv nur dafür bezahlt wird, wenn etwas mit den Zähnen nicht stimmt. Wäre das nicht traumhaft? Ein Wettstreit unter Zähnarzten, wer die meisten und ältesten kariesfreien Patienten hat? Eine Utopie, die im derzeitigen Gesundheitssystem unmöglich ist, schade eigentlich. Dabei wäre es gesundheitpolitisch gar nicht so schwer, dies durchzuführen und es wäre nicht einmal eine Revolution dafür nötig.

Posted by Georg Benjamin

Zahnarzt in Berlin Spezialisiert auf Vitalerhaltung und Wurzelkanalbehandlungen

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